Hochschule Mannheim, Haus H

Anbau einer Fluchttreppe

Das Gebäude H der Hochschule Mannheim ist ein Aushängeschild der Stadt und von weithin sichtbar. Da es bereits Ende der 60er Jahre errichtet wurde, entspricht es in Teilen nicht mehr den aktuellen Anforderungen an die Sicherheit. Es musste ein zweiter Fluchtweg geplant werden, um das Gebäude im Notfall schnellstmöglich räumen zu können. Da im Innenbereich keinerlei Platz vorhanden war, um neue Treppenläufe und Deckendurchbrüche herzustellen, entschied sich der Bauherr für eine außenliegende Lösung. Durch die prominente Lage war ein Bauwerk erforderlich, dass hohen Ansprüchen an die Ästhetik genügen muss, ohne die notwendige Funktionalität zu verlieren. Erschwerend wirkte sich der sehr schmale Kostenrahmen aus.

Entstanden ist ein erfrischender Entwurf, der bei näherer Betrachtung mit einigen technischen Finessen aufwartet:

Der über 50 Meter hohe Treppenturm besäße als frei stehende Konstruktion am Kopf so große Verformungen, dass eine normale Nutzbarkeit nicht möglich wäre. Daher wurde die neue Stahlkonstruktion mit dem bestehenden Gebäude gekoppelt. Das alte Hochhaus musste hierfür mit erhöhten Horizontallasten aus Wind und Erdbeben neu nachgewiesen werden. Um diese zusätzlichen Kräfte zu minimieren, wurde eine maximal winddurchlässige Fassadenkonstruktion aus Gitterrost entworfen. Im Bereich des Halbrunds sind die Gitteroste bewusst nicht einfach polygonal verlegt, sondern wurden in die Kreisform des Podestes gebogen. Als Resultat wirkt der außenliegende Treppenturm sanft abgerundet, ein notwendiger Zweckbau wurde so zu einem wohlproportionierten Blickfang. Mit den faszinierenden Schattenwürfen der Treppen auf die Fassade gewinnt dieses Bauwerk weiter an Attraktivität und beweist, dass ein hoher Nutzen und ein geringes Budget sich sehr wohl mit einer ästhetisch anspruchsvollen Konstruktion vereinen lassen.

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